Ergebnisse Fahrradumfrage
Mit dem Ziel, das Fahrradfahren in Dinkelsbühl attraktiver, komfortabler, vor allem aber sicherer zu machen und mit der Förderung des Radverkehrs eine echte Alternative zum Auto zu schaffen, hat sich bereits im Jahr 2021 die interfraktionelle Arbeitsgruppe Fahrrad um die Stadtratsmitglieder David Schiepek (Bündnis 90/Die Grünen), Florian Zech (CSU), Holger Göttler (Freie Wähler) und Dr. Klaus Zwicker (SPD) zusammengefunden. Dabei stießen die Stadträte gleich zu Beginn ihrer Arbeit auf das Problem des Datenmangels in Bezug auf Radverkehr: So stammt das erste und letzte Radverkehrskonzept für das Stadtgebiet aus dem Jahr 1995, die letzte Radnetzplanung aus dem Jahr 2002. Doch aktuelle Daten sind essentiell für eine wirksame und sinnvolle Verkehrsplanung, die den Vorstellungen der Bevölkerung gerecht wird. In diesem Sinne wurden etwa auch im Kontext der Parkplatzproblematik in der Altstadt vor einigen Jahren umfangreiche Datenerhebungen durchgeführt. Um einen umfassenden, aktuellen und repräsentativen Einblick in die Einstellung, Probleme und Wünsche der Bevölkerung zum Thema Radverkehr zu erhalten, entwickelte die Arbeitsgruppe die Fahrradumfrage, die in der zweiten Jahreshälfte 2022 unter der Bevölkerung der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl durchgeführt wurde.
530 Personen haben an der Umfrage teilgenommen, was einem Anteil von 4,37% der Gesamtbevölkerung Dinkelsbühls entspricht. Im Hinblick auf die Altersstruktur und die Wohnorte darf davon ausgegangen werden, dass die Sozialstruktur der Teilnehmenden annähernd repräsentativ ist.
Im Hinblick auf das Nutzungsverhalten der Teilnehmenden konnten wir feststellen, wie weit das Fahrrad bereits generationen- und stadtviertelübergreifend verbreitet ist und dass es, wenn auch noch nicht von der breiten Mehrheit, bereits als ernstzunehmendes Verkehrsmittel genutzt wird – von der Mehrheit dennoch deutlich seltener als das Auto. Mit den überwiegend positiven Einstellungen zum Fahrrad als Verkehrsmittel und der großen Bereitschaft, dieses auch in einem mutimodalen Verkehrsmix mit dem Auto und anderen Fortbewegungsmitteln zu nutzen, ist ein großes Potential für Dinkelsbühl als Fahrradstadt vorhanden. Allerdings wird die gegenwärtige Situation für Fahrradfahrer*innen sehr deutlich negativ bewertet: 64% der Befragten bewerten ihr Sicherheitsempfinden im Dinkelsbühler Straßenverkehr als „sehr schlecht“ bzw. „schlecht“. Im Hinblick auf mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation werden von der überragenden Mehrheit vor allem die Schaffung und der Ausbau von adäquater Fahrradwegeinfrastruktur und Maßnahmen zur Reduzierung von Konfliktpotential mit Autofahrer*innen und Fußgänger*innen genannt: Im Vordergrund stehen hier vor allem „mehr markierte Radwege auf Fahrbahnen von Hauptverkehrsstraßen“, „der Bau von neuen Radwegen in die Ortsteile und zwischen den Ortsteilen“ oder die „erhöhte Sicherheit an Kreuzungen und Überquerungen“. Eine Übersicht über die Priorisierung aller Maßnahmen durch die Umfrageteilnehmenden ist im Berichtsdokument der Arbeitsgruppe zu finden.
Wir konnten ebenfalls 78 konkrete Orte ausmachen, an denen dringende infrastrukturelle Verbesserungen für Fahrräder und Fußgänger*innen nötig sind. Dabei handelt es sich an wenigen Stellen um unkomplizierte Reparaturarbeiten, an vielen Stellen müssen weitreichendere und langfristigere Baumaßnahmen ergriffen werden.
„Wir sehen einen dringenden Handlungsbedarf, um eine Verbesserung der Situation für Radfahrerinnen und Radfahrer zu erreichen. Nach unseren Erkenntnissen wurden die Belange dieser Verkehrsteilnehmer in der Vergangenheit nicht gebührend berücksichtigt“, so die vier Stadträte.
Ziel des Vorhabens war es dabei nie, als unmittelbare Folge innerhalb der Arbeitsgruppe ein anwendungsfertiges Radverkehrskonzept zu erarbeiten. Was die Arbeitsgruppe nach einem Jahr intensiver Planungs-, Durchführungs- und Auswertungsarbeit stattdessen nun vorlegt, ist eine Darstellung von Potentialen und dringenden Handlungsfeldern sowie konkreten Problemorten für die Verkehrspolitik der nächsten Jahre aus Sicht der Fahrradnutzenden. Diese Potentiale nun Wirklichkeit werden zu lassen begreifen wir als gemeinschaftliche Aufgabe von Verwaltung, Stadtrat, externen Partner*innen und Expert*innen und uns als Arbeitsgruppe:
Die Arbeitsgruppe „Fahrrad“ empfiehlt der Stadtverwaltung daher, auf Grundlage der von uns festgestellten Handlungsfelder und konkreten Orte, an welchen bauliche Maßnahmen nötig sind, zunächst eine Priorisierung von fahrradpolitischen Maßnahmen vorzunehmen und diese dem Stadtrat vorzustellen. Außerdem sehen wir es als zwingend nötig, dass das Thema „Fahrradgerechtigkeit“ bei allen weiteren Baumaßnahmen künftig konsequenter berücksichtigt wird. Bestimmte „neuralgische Punkte“, also Hauptstraßen und Kreuzungen sollten aber auch proaktiv verbessert werden. Hierbei ist die Verwaltung in der planerischen Verantwortung, die Arbeitsgruppe Fahrrad ist aber gerne weiterhin bereit mit Rat(d) und Tat zur Seite zu stehen.
„Auch wenn viele Wege in unserer Region aufgrund der weiten Strecken auch in Zukunft eher mit dem Auto zurückzulegen sein werden, sind wir der Überzeugung, dass Dinkelsbühl mit seinen andererseits auch häufig kurzen innerstädtischen Wegen ein echtes Potential zur Fahrradstadt hat. Es geht dabei nicht darum, das Auto zu verbannen, sondern unsere Stadt so zu planen, dass das Fahrrad ein sicheres, komfortables und noch attraktiveres Verkehrsmittel und eine vollwertige Alternative zum Auto wird. Von einer solchen Transformation können alle Bürger*innen nur gewinnen: Das Park- und Stauproblem reduziert sich, es kommt zu weniger Unfällen, viel befahrene Straßen werden leiser – und wir schützen das Klima. Jetzt ist die Chance für diesen Paradigmenwechsel. Nutzen wir unsere Potentiale und machen Dinkelsbühl zu einer Fahrradstadt!“, resümieren der Koordinator der Arbeitsgruppe David Schiepek (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Florian Zech (CSU), Holger Göttler (Freie Wähler) und Dr. Klaus Zwicker (SPD).
Den vollständigen Bericht der Arbeitsgruppe Fahrrad können Sie hier herunterladen: