Stadt Dinkelsbühl (Druckversion)

Die Gründungssage vom Dinkelbauern

Der fromme Dinkelbauer, der auf seinen Äckern das Dinkelgetreide erntete, errichtete eine kleine Kapelle, die er mit seinem Hof an durchziehende Karmelitermönche verschenkte. Sie bauten hier ihr Kloster, bei dem nach und nach Dinkelsbühl als Ansiedlung entstand. Deshalb feierten die Mönche den Dinkelbauer als Kloster- und Stadtgründer. Die Überlieferung lässt sich historisch nachvollziehen. Allerdings überließ die Reichsstadt als Rechtsnachfolger des fränkischen Königshofverwalters, des „Dinkelbauern“, den Mönchen den Klosterplatz bei der „Alten Kapelle“ erst im 13. Jahrhundert. Damals war die Reichsstadt freilich schon mit Mauern und Türmen befestigt.

Gründung und Name "Dinkelsbühl"

Dinkelsbühl, so nimmt man aufgrund des Ortsnamens und des Geschichtsverlaufs an, wurde um 730 zur Sicherung einer Fernwegekreuzung an einer Wörnitzfurt als fränkischer Königshof (Villa) gegründet. Der zusammengesetzte Ortsname beschreibt mit „bühl“ die hügelige Landschaft und nennt einen „Thingolt“ als Verwalter (Villicus) des dazugehörigen Reichslands. Die Keimzelle der Stadt ist in Übereinstimmung mit der Gründungssage im Bereich von Karmeliterkloster und Altem Rathaus zu sehen. Auf den königlichen Villicus weist noch 1291 die Umschrift des großen Stadtsiegels hin.

Stauferstadt und Stauferburg

Unter der Herrschaft der Salier und Staufer entwickelte sich Dinkelsbühl zur Königsstadt und zum dynastischen Eigengut. Im Streit um den Thron des Deutschen Reichs wurde der Ort als staufische Großburg wohl 1126 – 1133 befestigt. Baubefunde bestätigen einen eirunden Mauerring, der auch im Straßenverlauf erkennbar ist. Als Stützpunkt zwischen den staufischen Hausgütern in Schwaben und dem Reichsland um Nürnberg und Eger dürfte König Konrad III. von Hohenstaufen den Ort 1142/1146 zum Markt erhoben haben. Aus dieser Zeit wird das im Münster St. Georg aufgedeckte Fundament einer Steinkirche stammen. Die Anlage einer Stauferburg bezeugen die typisch bearbeiteten Steinquader in den Kellergewölben des Hauses der Geschichte Dinkelsbühl.

Urkundliche Nennung 1188

Erstmals genannt wird Dinkelsbühl im Jahre 1188; Kaiser Friedrich I. Barbarossa übergibt in einem Ehevertrag "burgum tinkelspuhel“ an seinen Sohn Konrad von Rothenburg anlässlich dessen geplanter Verheiratung mit der Königstochter Berengaria von Kastilien. Mächtige Bossenquader der spätstaufischen Stadtmauer sind im Bereich des Wörnitztors und am Dreigangsturm zu finden. Desweiteren wurde vor 1230 das romanische Turmportal vom Münster St. Georg erbaut.

Dinkelsbühl ist Reichsstadt

Nach dem Untergang der Stauferdynastie brachte König Rudolf I. von Habsburg Dinkelsbühl 1274 ans Reich zurück. Die nunmehrige Reichsstadt profitierte von ihrer Lage an der bedeutenden mittelalterlichen Handels- und Pilgerstraße zwischen Italien und der Nordsee. Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt sich in den Bauten von Kirchen, Karmeliterkloster und Hospital und in den wachsenden Vorstädten. Mehrmals vom deutschen König und Stadtherrn verpfändet, konnte das regierende Patriziat die Reichsstadt aus eigener Kraft auslösen und dadurch zusätzliche Freiheiten und Rechte als Privilegien erringen. Der Aufstieg zum souveränen Stadtstaat war zwei Jahrhunderte später abgeschlossen.

Die heutige Stadtmauer

Um 1372 begann man unter Einbeziehung eines Teils der bestehenden Staufermauer mit dem Bau der heutigen Stadtbefestigung. Die Vorwerke samt den äußeren Stadttoren wurden Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen, ebenso größtenteils der Wehrgang. Aber der Mauerring samt Zwingern und Zwingertürmen ist vollständig erhalten. Auf einen Gesamlänge von 2.500 Metern wurden vier innere Stadttore und 20 Mauertürme verteilt.

Vom Handwerkeraufstand zur reichsstädtischen Republik

Infolge des Handwerkeraufstands gegen die Patrizier 1387 wurden sechs Zünfte gebildet, die nun aufgrund des erzwungenen „Richtungsbriefs“, der neuen Stadtverfassung, mitregierten. Dinkelsbühl wurde zur reichsstädtischen Republik. Der Stadtstaat besaß ein kleines Territorium, begrenzt von einer Weiherkette und dem Landgraben. Hinzu kamen ein umfangreicher Streubesitz im Umkreis von etwa 15 Kilometern sowie die Herrschaft Wilburgstetten mit Greiselbach und im Dreibund mit den Reichsstädten Rothenburg und (Schwäbisch) Hall die Orte Honhardt, Kirchberg und Ilshofen. Die Einnahmen aus den Gütern und das Handwerk brachten bürgerlichen Wohlstand. Bedeutend war die Tuchherstellung und das Schmiedegewerbe: die Sicheln und Sensen wurden auf den Messen in Nürnberg, Nördlingen und Frankfurt verkauft. Die Wirtschaftskraft spiegelt sich im Bau des Münster St. Georg (1448 – 1499) wider, eine der schönsten gotischen Hallenkirchen Süddeutschlands, oder auch im Hospitalkomplex.

Juden

Seit dem 13. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt und es gab immer wieder Judenverfolgungen. Von den im Dreißigjährigen Krieg aufgenommenen sechs Familien verzog der letzte Jude 1712. Die ab 1853 neu entstehende israelitische Gemeinde endete mit der Reichspogromnacht 1938, nach der alle Juden Dinkelsbühl verließen.

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