Stadt Dinkelsbühl (Druckversion)

Schienenreaktivierung ist machbar

Vollbesetzte Schranne bei Informationsveranstaltung

Dinkelsbühl, 04.02.14: Gestern waren der Einladung der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl zur Informationsveranstaltung „Schienenreaktivierung ist machbar“ über 100 Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Nach der Begrüßung durch Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und einem Grußwort von Landrat Dr. Jürgen Ludwig hat der Leiter der Abteilung Verkehrsplanung beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN), Herr Dipl.-Geogr. Dirk Domhardt, zum Thema „Schienenreaktivierung ist machbar“ referiert. Dabei standen sowohl rückblickend die Entwicklung der Strecke Dinkelsbühl – Dombühl, als auch die vorliegende Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Strecke, sowie die Themen Fahrplan, Infrastruktur und Nachfrage im Mittelpunkt.

Oberbürgermeister Dr. Hammer stellte in seiner Begrüßung die Vorteile einer Schienenreaktivierung heraus: Einbindung in das überregionale Verkehrsnetz, Etablierung eines Zubringerbussystems für eine Region mit über 50.000 Bürgerinnen und Bürgern, Voraussetzung für den Hochschulstandort Feuchtwangen und für einen Behördenstandort in Dinkelsbühl, schnellere und staufreie Wege zu den Arbeitsplätzen in den Ballungsräumen und Attraktivitätssteigerung für die Tourismusdestination Dinkelsbühl. Dr. Hammer blickte zurück, dass zahlreiche Versuche einer Bahnreaktivierung seiner Amtsvorgänger leider erfolglos in die Wege geleitet wurden. Zu keiner Zeit stand damals der Freistaat Bayern so hinter einer Reaktivierung wie derzeit:

Im August 2012 hat der Freistaat wegen zu erwartender Fahrgastzahlen von über 1000 Personen pro Tag die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke von Dinkelsbühl über Schopfloch und Feuchtwangen nach Dombühl befürwortet. Diesbezüglich hat der Freistaat über einen Zeitraum von zwölf Jahren eine Garantie abgegeben, in einem 1-Stunden-Takt von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr, den Zugverkehr zu bestellen und zu bezahlen. Dies sind ca. 30 Millionen Auftragssumme für die 12 Jahre Bestellgarantie. Eine Realisierung der Bahnreaktivierung wird für das Jahr 2020, drei Jahre nach der Fertigstellung des S-Bahnhalts in Dombühl, geplant. Diese einmalige Chance einer Reaktivierung müssen Politiker und Bürgerinnen und Bürger nun nutzen.

Dieser Meinung ist auch Landrat Dr. Ludwig: „Noch nie stand der Freistaat so hinter diesem Anliegen. Wir müssen die Chance nutzen, denn die Bahn ist standortprägend, sie zieht Wohnungen und Arbeitsplätze nach sich, ist umweltfreundlich und bietet bei mehr Komfort und ohne Stau auch höhere Kapazitäten als Auto und Bus“.  Eine weiterführende Reaktivierung nach Nördlingen mit Anbindung in den Süden ist anzustreben.

Referent Dirk Domhardt erläuterte in seinem Vortrag, dass die seit 2010 laufende  Machbarkeitsstudie von Infrastrukturkosten in den Ober- und Unterbau, in die Bauwerke und Durchlässe, in Bahnübergänge, in die Stationen in Feuchtwangen, Schopfloch und Dinkelsbühl und in die Signaltechnik in Höhe von 4,65 Mio Euro ausgeht. Der Bahnhof in Dombühl wird aus Bundesmitteln finanziert. Das Fahrplankonzept sieht einen 60-Minuten-Takt vor und gewährleistet somit fünf Mal pro Tag sogar eine umsteigefreie direkte Verbindung nach Ansbach. Der Verkehrsplaner zeigte in seinem bebilderten Vortrag auch, wie bereits jetzt frühzeitig die ersten Busverbindungen mit in die Machbarkeitsstudie eingearbeitet wurden. „Wir erarbeiten nicht ein lineares Schienenkonzept, sondern ein flächendeckendes Schienen-Bus-Netz“. Dieses bindet auch in der weiteren Ausarbeitung die baden-württembergische Grenzregion mit ein und achtet auf eine bessere Bahn-Bahn-Taktung als Bus-Bahn-Taktung, so Domhardt auf Nachfrage aus dem Publikum. Weitere Fragen der anwesenden Bürgerinnen und Bürger bezogen sich auf die Finanzierung und die in den Medien kursierenden unterschiedlichen Kosten. Die drei Herren auf dem Podium erläuterten, dass die Zahlen nachvollziehbar von einem Gutachterbüro errechnet wurden. Während den sechs bisherigen Arbeitskreissitzungen hat kein Teilnehmer Zweifel an den Zahlen gehegt. „Kosten für unabhängig von der Bahnreaktivierung erforderliche Straßenbaumaßnahmen dürfen die Kosten zur Bahnreaktivierung nicht belasten. Politik und Bevölkerung müssen bei der Wahrheit bleiben“, erwartet der Dinkelsbühler Rathauschef. Wie v.a. das Thema „Kreuzung Bundesstraße – Bahnschiene“ die Nachbarstädte bewerten und lösen, ist deren Entscheidung. Für Dinkelsbühl ist es Dr. Hammer ein Anliegen, dass die Umgehung der  Bundesstraße 25 zeitnah realisiert wird, denn eine Beschrankung bis zu 36 Mal am Tag möchte niemand.

Skeptiker der Bahnreaktivierung wurden von Bürgern, die sich zu Wort meldeten, aufgefordert an die zahlreichen Pendler und an die nächsten Generationen zu denken. Auch kam aus dem Publikum die Anmerkung, dass eine Stärkung des ländlichen Raums im Vergleich zur der ein oder anderen sehr hohen Ausgabe, wie z.B. in das Münchner S-Bahn-Netz, durchaus erlaubt sein müsse. Zahlreiche Besucher forderten eine Informationsveranstaltung zur Bahnreaktivierung auch in Feuchtwangen, Schopfloch und Dombühl. Die Bevölkerung müsse informiert werden, wie weit das Konzept bereits ausgearbeitet worden ist, und die Bevölkerung müsse rechtzeitig mit in das Vorhaben eingebunden werden, schlossen sich der VGN-Verkehrsplaner, Oberbürgermeister Dr. Hammer und Landrat Dr. Ludwig dieser Besuchermeinung an.

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