Stadt Dinkelsbühl (Druckversion)

Laut, leise, langsam – In Dinkelsbühl haben junge Dirigenten die Macht über Tempo und Lautstärke

Ganz alleine steht der 18-jährige Yannic Vaas auf einem Podest auf dem Kopfsteinpflaster: vor ihm 87 Buben, die ihre Klarinetten, Trompeten und Tubas fest an die Lippen gepresst haben, hinter ihm ein Publikum aus tausenden Menschen, das gespannt wartet, wenn der Taktstock sich bewegt und die Töne der Dinkelsbühler Knabenkapelle in alle engen Gassen der Schönsten Altstadt Deutschlands (Focus) dringen.

Laut, leise, langsam – Yannic hat die Macht über Tempo, Lautstärke und Ausdruck des musikalischen Gesamtergebnisses, das sich aus den vielen Instrumenten der 6– bis 20-Jährigen ergibt. „Die dirigierenden Buben müssen eine Hemmschwelle überwinden. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob sie als Aktive in der Gruppe spielen oder ob sie vorne stehen“, weiß der Musikdirektor der Knabenkapelle Herbert Materna. Etwa ein bis zwei Stunden wöchentlich gibt Herr Materna Dirigierunterricht. Als Unterrichtsstoff müssen unter anderen Rhythmus, Taktarten und dynamische Zeichen gepaukt werden. Vier Buben aus den Reihen der 120 Buben starken Truppe der Knabenkapelle sind seine Schüler. Herr Materna lobt das Engagement der vier jungen Leute, die in drei Schritten über Monate hinweg üben. Zuerst dirigieren sie im Stillen, dann mit CD und schließlich mit Orchester. Yannic Vaas und Sebastian Schäble sind mit sechs Jahren Dirigentenerfahrung bereits alte Hasen. Niklas Buckel steht seit zwei Monaten vor dem Orchester und an Pfingsten hat Simon Kolb seinen ersten Einsatz. „Beim Üben hilft der Blick in den Spiegel, um ordentlich zu stehen und die Bewegungen ästhetisch hinzubekommen“, verrät Herr Materna. Was auf den ersten Blick als mutige Idee erscheint, junge Leute und nicht den Musikdirektor als Dirigenten einzusetzen, hat sich mittlerweile über Jahrzehnte hinweg bewährt. „Es verleiht unserer Knabenkapelle optisch ein ganz besonderes Extra“, ist der Musikdirektor überzeugt. „Wir sind stolz auf unser musikalisches Aushängeschild der Stadt“, betont Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, „bei Auftritten nah und fern tragen sie Dinkelsbühl bestens in alle Welt hinaus. Alle Dinkelsbühler eint der Stolz auf ‚ihre Buben‘, die heuer ‚ihren 150. Geburtstag feiern dürfen‘“.

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